Wir haben nun unsere ersten Schilde gebaut und wollen euch zeigen und erklären, wie wir dabei vorgegangen sind. Auch ein paar Tipps werdet ihr hier finden, die wir angewendet haben, um die Bearbeitung zu vereinfachen. Doch nun als kleiner Vorgeschmack ein Bild der beiden ersten Schilde vom Elch-Clan:

S Schild1 und 2 vorne

Übersicht:

Der Anfang
Zwischenschritte
Holzgriff anfertigen
Schildrand vorbereiten
Schild bemalen
Rohhaut anbringen
Finale Schritte

Der Anfang:

Wir haben uns für Birke-Multiplex als Holz für den Schild entschieden. Es ist relative stabil, nicht zu schwer und vor allem ist es wasserfest verleimt. Man bekommt es in verschiedenen Dicken und Größen im lokalen Baumarkt. Wir haben als Grundkörper eine Platte von 700mm x 700mm mit 9mm Dicke genommen.

S Rechteck mit Mittelpunkt

Da die Platte sehr gut im Maß geschnitten wurde, können wir durch einfaches Verbinden der gegenüberliegenden Ecken den Mittelpunkt markieren. Anschließend wird dort ein Loch mit 5mm Durchmesser gebohrt. Dieses werden wir später noch brauchen, wenn wir das runde Schild aus dem Quadrat aussägen wollen.

S Rechteck mit Nuten

Doch vorher wollen wir noch etwas für die spätere Optik des Schildes machen. Dazu werden wir mit einem V-Fräser einige Nuten in die Oberfläche fräsen. Wir haben als Abstand der einzelnen Nuten zueinander 150mm gewählt. Damit entsteht der Effekt, dass das Schild aus einzelnen Brettern von 150 mm Breite gebaut wurde. Rechts ist die fertig gefräste Grundplatte zu sehen.

Es gibt einige Wege das Schild aus dem Rohling zu sägen. Man kann es mit einer Stichsäge freihändig machen oder an einer Bandsäge mit einer Kreisschablone. Mit der Stichsäge braucht man etwas Übung, um die Säge genau im Radius zu führen. Vorher sollte man noch den Kreis auf die Platte übertragen, damit man sieht, wo gesägt werden soll. Ein anschließendes Glätten der Schnittkante ist auf jeden Fall erforderlich.

Wir nehmen unsere Bandsäge mit einer einfachen Kreisschablone. Es gibt Zahlreiche Videos im Internet, wie man sich selbst eine Schablone bauen kann und wie sie benutzt wird. Deswegen gehe ich hier nicht darauf ein. Wir haben uns eine ganz einfache Schablone erstellt. Im Abstand von 350mm zum Sägeblatt haben wir ein Loch von 5mm Durchmesser gebohrt und einen Metall-Pin von gleichem Durchmesser eingesteckt. Auf den Pin wird dann die Platte des Schildrohlings gesteckt. Die Bandsäge wird gestartet und die Kreisschablone mit dem Schildrohling wird bis zum Anschlag vorgeschoben. Nun sind das Mittelloch des Rohlings und das Sägeblatt genau auf dem Durchmesser des Schildes. Dann drehen wir den Rohling langsam im Uhrzeigersinn. Am Ende haben wir einen perfekten Kreis aus dem Rohling gesägt.

S Schild aussaegen1S Schild aussaegen2S Schild aussaegen3S Schild aussaegen4

Für den Schildbuckel brauchen wir noch ein größeres Loch in der Mitte, damit die Hand dort den Griff richtig umschließen kann. Der von uns gekaufte Buckel hat einen Innendurchmesser von ca.155mm, weswegen wir ein Loch von 150mm brauchen. So ein Loch kann ebenfalls mit der Stichsäge ausgeschnitten werden. S Schild mit Buckelloch und gefraest Wir haben dafür jedoch einen Kreisschneider benutzt. Damit kann man schnell und sehr sauber Löcher von 30mm bis über 200mm schneiden. Mit dem Akkuschrauber und dem Kreisschneider ist das Loch für den Buckel ruck zuck fertig. Damit man sich später nicht verletzt, wird der Innenrand des Lochs auf der Tischfräse abgerundet.

Zur Verstärkung des Schildes wird auf die Außenseite ein Leinentuch geklebt. Damit splittert das Schild nicht sofort bei einem Showkampf, wenn jemand mit der Axt oder dem Schwert darauf schlägt. Das Leinentuch bekommt man recht günstig beim großen schwedischen Möbelhaus meterweise.

S Leinentuch aufgeklebt

Wir bestreichen vollflächig und nicht zu sparsam die komplette Außenseite des Schildes mit wasserfestem Holzleim. Dann drücken wir das Leinentuch ohne Falten in den Leim. Besonders müsst ihr darauf achten, dass das Tuch auch in den gefrästen Nuten anliegt. Sonst sieht man später diese nicht mehr und der ganze Effekt wäre dahin. Schade um die Vorarbeit. Nun legen wir das Schild zur Seite und lassen den Holzleim in Ruhe trocknen.

 

 

 

Zwischenschritte

Wir legen schon einmal die Rohhaut in kaltes Wasser, damit sie weich wird und besser verarbeitet werden kann.

S Rohhaut gewaessert

Die Haut bleibt mindestens für 24h im Wasser. Dabei nimmt sie viel Flüssigkeit auf und wird dadurch wieder schön flexibel. Gleichzeitig wird sie durch die Aufnahme des Wassers noch größer. Die Hautstreifen haben eine Breite von ca. 45mm im getrockneten Zustand und ca. 50mm im gewässertem. Wir kommen weiter unten noch im Detail dazu, was deswegen beim Umgang mit der Rohhaut zu beachten ist.

 

 

 

Holzgriff anfertigen

Damit wir das Schild später auch gut tragen können, brauchen wir einen stabilen Griff. Wir fertigen uns diesen aus Buche. In unserem Baumarkt gibt es passendes Rechteckleisten von 950mm x 40mm x 20mm.

S Buche Holzgriff1

Die Leiste ist zu lang für unser Schild und muss deswegen auf das richtige Maß von 600mm gekürzt werden. Dann sägen wir von den Enden des Stabes ca. 10mm von der Dicke schräg zur Mitte hin ca. 200mm ein, sodass hier der Stab zu den Enden verjüngt ist. 

S Buche Holzgriff2

Außerdem nehmen wir in der Mitte des Stabes jeweils 5mm links und rechts von der Breite weg. Hier greift später die Hand um den Stab um das Schild zu halten. Zur schöneren Optik nehmen wir auch noch an den Enden jeweils 10mm von der Breite weg.

S Buche Holzgriff3

Nachdem die Form soweit fertig ist, kümmern wir uns um den finalen Schliff. So ist der Griff nach recht kantig und liegt unangenehm in der Hand. Deswegen Runden wir die Kanten auf dem Frästisch mit einem Abrundfräser ab. Nun ist der Holzgriff für unser Schild fertig, um geölt zu werden.

S Buche Holzgriff4

Schildrand vorbereiten

Weiter geht es nachdem das Leinentuch vollständig getrocknet ist. Da wir die Rückseite des Schildes nicht auch mit Leinentuch bekleben, kleben wir auch nicht die Überstände von der Vorderseite um das Schild. Deswegen schneiden wir das überstehende Tuch am Rand ab. Auch das Tuch über dem Buckelloch wird entfernt.

S Leinentuch aufgeklebt und geschnitten

Die Rohhaut, die später den Rand des Schildes schützen soll, wird bei unseren Schilden vernäht und nicht genagelt. Da die Nadel nicht ohne weiteres durch das Holz kommt, müssen wir die Löcher bereits vor dem Vernähen bohren. Wir wollen alle 5° ein Loch setzen, was 10mm vom Außenrand entfernt liegt. Warum nur 10mm? Das liegt an der Breite der Rohhaut. Wie bereits oben erwähnt, ist die Rohhaut im gewässerten Zustand ca. 50mm breit. Auf dem Außenrand des Schildes wird noch ein Hanfseil von 8mm Stärke aufgebracht und später mit der Rohhaut umspannt. Dadurch wird der Schildrand flexibel und ist dadurch Widerstandsfester gegen Schwerthiebe. Wenn die Rohhaut ¾ um das Seil gelegt wird, dann entspricht das ungefähr einer Länge von 20mm (vereinfacht betrachtet und gerundet). Dann bleiben noch ~30mm übrig. Wenn wir die Nahtlöcher nun 10mm vom Außenrand legen, dann bleibt ein Rest von ~5mm an jeder Seite der Rohhaut. Hier mal ein Bild eines Tests, ob denn dieser Rest ausreicht, um sicher die Rohhaut zu halten.

S Test Hanfseil mit Rohhaut

Nachdem nun klar ist, dass der Rest am Rand der Rohhaut genug halt gibt können wir weiter machen. Wir brauchen noch den Lochabstand von Loch zu Loch, wenn wir alle 5° ein Loch setzen möchten. Das ergibt einen nun einen Abstand von ~28mm, den wir messtechnisch ermittelt haben. Damit wir nicht alle 72 Löcher einzeln ausmessen und anzeichnen müssen, haben wir uns aus den Resten der Grundplatte eine Bohrschablone gebaut. Diese passt genau für die 70cm Schilde.

S Loecher fuer Rohhaut bohren1S Loecher fuer Rohhaut bohren2

Auf den Bildern ist noch die erste Variante der Schablone zu sehen. Hier sind die Löcher in der Schablone 6mm im Durchmesser. Damit passt genau ein Scharnier-Bohrer mit 3mm Bohrer rein. Somit werden die Löcher genau zentrisch gebohrt. Wenn alle Löcher der Schablone gebohrt sind, dann wird sie so versetzt, dass das linke Loch über dem letzten rechten Loch des Schildes liegt. Ich habe zur Fixierung den Vorsatz des Scharnierbohrers in die Schablone gesteckt und mit einem Sechskant-Schlüssel durch das Loch im Schild zentriert. So kann man recht schnell und genau genug die 72 Löcher in den Rand bohren. Die Schablone ist in zwischen verbessert worden. Dazu werden ca. 20mm lange Stahlhülsen mit 6mm Außen und 3,5mm Innendurchmesser in die Bohrungen der Schablone geklebt. Nun kann man sehr schnell mit einem 3mm Holzbohrer die Löcher in einem Durchgang bohren. Das fertig gebohrte Schild sieht dann so aus:

S Schildrand gebohrt

Der Abschluss

Schild bemalen

Jetzt können wir uns an die Bemalung des Schildes machen. Unser erstes Schild soll in Viertel aufgeteilt werden, wobei die gegenüber liegenden Viertel die gleiche Farbe haben sollen. Da unsere Stammesfarben Dunkelrot und Dunkelbraun/Schwarz sind, soll dieses auch bei den Schilden der Fall sein.

S Rote Viertel fertigNach dem Abkleben der Viertel können wir mit einer Farbe anfangen. Wir starten hier mit Rot, da später noch unser Elch in Schwarz hier draufkommt. Wenn die rote Farbe nach ca. 12h getrocknet ist, können wir die Klebestreifen entfernen und neue auf die roten Viertel kleben, damit wir eine saubere Kante für das Schwarz bekommen.

Für unseren Elch haben wir einen Ausdruck in der passenden Größe auf Papier gemacht. Dann haben wir das Papier auf beiden Seiten mit transparenter Klebefolie beklebt. Auf der Rückseite kleben wir noch doppelseitiges Klebeband auf die Konturlinie des Elches.

S Elchschablone Rueckseite

Von der Vorderseite her schneiden wir mit einem Cuttermesser entlang der Konturlinie. Nun haben wir eine schöne Schablone, die auf der Rückseite das doppelseitige Klebeband hat. So können wir recht einfach die Schablone auf dem Schild fixieren.

S Elchschablone aufgelegt

Trotz des Klebebandes kann es sein, dass etwas von der schwarzen Farbe unter die Schablone läuft. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern unnötig und kostet extra Aufwand. Das lässt sich sehr einfach vermeiden. Nachdem die Schablone aufgelegt und festgedrückt ist, benutzen wir die Grundfarbe (bei uns hier Rot) und malen damit die Konturen der Schablone nach. Dort, wo die Schablone nicht perfekt aufliegt, läuft die Grundfarbe unter die Schablone und „dichtet“ diese ab. Das sieht man später aber nicht, da es ja die Grundfarbe ist. Wenn die Grundfarbe getrocknet ist, kann mit der eigentlichen Farbe (bei uns Schwarz) die Schablone ausgemalt werden.

S Schild1 fertig lackiert

Rohhaut anbringen

Wie man auf den Bildern erkennen kann haben wir vor dem Aufmalen des Elches das Hanfseil und die Rohhaut am Schildrand angenäht. Beim zweiten Schild haben wir erst die Bemalung abgeschlossen, bevor wir den Schildrand gemacht haben. Es ist im Prinzip egal wann man die Rohhaut anbringt. Es sollte jedoch erst gemacht werden, wenn das Schild am Rand bemalt ist. Sonst fehlt hier später der Holzschutz.

S Bohrschablone Rohhaut

Da wir bereits den Schildrand für die Rohhaut gebohrt haben, müssen wir noch die Rohhaut löchern. Wir wollen sie ebenfalls mit einem 3mm Holzbohrer bohren. Dafür fertigen wir uns eine Bohrschablone an. Die Hülsen bestehen auch hier aus Stahl mit einem Außendurchmesser von 6mm und einem Innendurchmesser von 3,5mm. Der Abstand von Hülse zu Hülse beträgt 28mm in Längs- und 40mm in Querrichtung. S Bohrschablone Rohhaut im Einsatz Da die nasse Rohhaut eine Breite von ca. 50mm hat, sind die beiden Führungsstifte der Schablone so angebracht, dass die beiden Lochreihen mittig über der Rohhaut liegen. Nun bohren wir alle Löcher. Dann ziehen wir die Rohhaut entlang der Schablone, bis die letzten Löcher über den Referenzlöchern außerhalb der Schablone liegen. Dort fixieren wir die Rohhaut mit passenden Stiften (auf dem Bild sieht man zwei Sechskantschlüssel dafür) und bohren die nächsten Löcher, bis die gesamte Rohhaut gebohrt ist. Für unser 70cm Schild brauchen wir inkl. Verschnitt etwas weniger als 3m Rohhaut.

Wir haben beim Nähen der Rohhaut für das erste Schild die Erfahrung gemacht, dass die Rohhaut schneller trocknet, als wir nähen können. Das hat zur Folge das die Rohhaut sich zusammen zieht und damit die Löcher von Rohhaut und Schild nicht mehr passen. Nach ca. 10-11 Löchern ist der Versatz bereits größer 10mm, was ein es unmöglich macht lange Rohhautstücke in einem Durchgang zu nähen. Deshalb haben wir beim zweiten Schild die Rohhaut in langen Streifen trocknen lassen und dann im trockenen Zustand gebohrt. Dann kann man aber nur eine Längsreihe der Bohrschablone benutzen, da die Rohhaut nur ~45mm breit ist. Nachdem die trocken gebohrte Rohhaut gewässert wurde, konnten wir auch lange Stücke von 150cm in einem Rutsch am Schild annähen. Deshalb werden wir bei weiteren Schilden diese Methode benutzen.

S Schild mit Hanfseil

Bevor die Rohhaut angenäht wird, legen wir das Hanfseil um den Rand. Bei uns ist das Hanfseil 8mm dick. Wahrscheinlich wäre ein 10mm Seil besser, aber wir hatten keins da.

S Schild mit RohhautNachdem die Rohhaut durchgetrocknet ist, liegt sie sehr schön stramm am Rand an. Auch die Nähte machen einen stabilen Eindruck. Die Zeit wird zeigen, wie gut diese Verbindung hält.

Finale Schritte

S Schild1 fertig lackiert

Nun ist es fast geschafft. Unser Schild ist bemalt und hat auch die Elche drauf. Der Schildrand ist mit dem Hanfseil und der Rohhaut geschützt. Was fehlt noch? Klar, der Schildbuckel, der Holzgriff und der Trageriemen, um das Schild auf dem Rücken zu tragen. Der Schildbuckel wird klassisch mit geschmiedeten Nägeln befestigt. Die langen Nägel werden auf der Rückseite des Schildes umgebogen und die Spitzen wieder in das Schildholz getrieben. Zwei gegenüberliegende Löcher vom Schildbuckel werden auch noch zur Befestigung des Holzgriffes genutzt. Das spart zwei Nägel. Den Trageriemen (aus Echtleder) befestigen wir ebenfalls zusammen mit dem Holzgriff. Dazu nehmen wir die Enden des Griffes und lange Nägel (60mm), die wir in einem Bogen auf der Rückseite umbiegen. Nur die Spitze der Nägel werden im Griff versenkt. Der Griff, sowie der Trageriemen sind so angebracht, dass unser Elch Logo richtig zu sehen ist, wenn wir das Schild auf dem Rücken haben.

S Schild1 fertigS Schild1 vorne Schild2 hinten